Johann Bossard und der Erste Weltkrieg

"Bildhauern ist aber überhaupt ausgeschlossen"

01.08.2014 – 30.11.2014

„Wer in dieser Zeit Grosses sehen will darf einzig seinen Blick auf die Krieger werfen“, schrieb Johann Bossard (1874–1950) im Ersten Weltkrieg. Wie viele Künstler und auch Schriftsteller begeisterte sich der Bildhauer und Maler zunächst für den Krieg als große nationale Aufgabe. Briefe und Taschenbuchnotizen der Jahre 1914 und 1915 zeigen, wie sehr Bossard von der allgemein herrschenden Kriegseuphorie erfasst worden war. Er meldete sich freiwillig und ging 1916 an die Westfront. Doch seine Sicht auf das Kriegsgeschehen sollte sich durch seine Fronterlebnisse drastisch wandeln.

Johann Bossard schuf Zeichnungen von Soldaten und Verwundeten im idealisierenden Stil, aber auch Werke mit expressionistischer und kubistischer Formensprache. Seine künstlerische Annäherung an die Schrecken des Kriegs zeugt von seinem Ringen um eine geeignete Bildsprache für das Grauen der Schlachtfelder – sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Nach Kriegsende wendete sich Bossard auch der Bildhauerei wieder zu und verarbeitete das Erlebte in Kriegerdenkmälern.

Die Ausstellung „Johann Bossard und der Erste Weltkrieg“ beschäftigt sich erstmals mit Bossards Schaffen zwischen 1914 und ca. 1920: Stilistisch führte ihn der Weg zum Expressionismus, inhaltlich jedoch zur konsequenten Ausgestaltung seines Anwesens am Rande der Lüneburger Heide, das Bossard spätestens ab 1921 zu einem Gesamtkunstwerk ausbaute. Der Erste Weltkrieg und der Frieden von Versaille mit seinen einschneidenden Folgen sollten für Bossard zu einer Triebfeder für sein Lebenswerk werden: In der Kunststätte Bossard wurden Kunst, Handwerk, Natur und Religion miteinander vereint. Sie sollte, so Bossards Hoffnung im Jahr 1925, als eine „Zelle der Erneuerung“ für ein verarmtes und „unter hundert Wunden und Bedrängnissen“ leidendes Land werden.

 

Die Ausstellung ist Teil der Ringausstellung „Bildhauer sehen den Ersten Weltkrieg“ der AG Bildhauermuseen und Skulpturenmuseen e.V. Begleitend erscheint ein Buch mit Texten zu Hans Arp, Ernst Barlach, Fritz Behn, Johann Bossard, Wilhelm Gerstel, Ernst Gorsemann, Berhard Hoetger, Georg Kolbe, Käthe Kollwitz, Wilhelm Lehmbruck, Gerhard Marcks, Ewald Mataré, Edwin Scharff sowie Dresdner Künstlern im Ersten Weltkrieg.

Abbildungen:
(1) Johann Bossard: Im Felde, 1916
(2) Johann Bossard: alte Französin, 1918
(3) Johann Bossard: Idealbildnis und fratzenhafte Gesichter, 1916
(4) Johann Bossard: Skizzenbuch

(5) Johann Bossard: gefallener Soldat, 1918
Fotografien: Christoph Irrgang, Hamburg
Flyer

Flyer zur Ausstellung

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