Von Renoir bis Moore

Kleinplastiken aus der Nationalgalerie Berlin an der Kunststätte Bossard

 

25.06.2010 – 24.10.2010

Die Kleinplastik ist eine künstlerische Ausdrucksform mit einer langen Tradition. Im Vergleich zur groß dimensionierten Skulptur, die sich meist im öffentlichen Raum findet, vertritt die Kleinplastik eher die unmittelbare, persönliche oder experimentelle künstlerische Arbeit. Klein oder groß? Das ist keine Frage, die an Zahlen und Maßeinheiten gebunden ist ­– oder wie Henry Moore es ausdrückte: "Eine Skulptur kann das Vielfache der Lebensgröße haben und dennoch als kleinlich empfunden werden – eine kleine Skulptur, hinter der eine große Vorstellung steht, vermag das Gefühl des Ungeheuren und Monumentalen hervorzurufen."

Die hochkarätigen Leihgaben aus der Nationalgalerie in Berlin decken in etwa die Schaffenszeit von Johann Michael Bossard (1874–1950) ab. Sie reichen von den noch im traditionell Figürlichen verhafteten Plastiken eines Aristide Maillol über die expressionistischen Werke von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz sowie die zunehmende Abstraktion der menschlichen Figur bei Bildhauern wie Alexander Archipenko bis hin zu den Nachkriegspositionen von Henri Moore und Karl Hartung. Die sensiblen Tierdarstellungen von Renée Sintenis zeigen die Vielseitigkeit der Kleinplastik zwischen skizzenhaftem Entwurf und voll ausgearbeitetem Werk. Den Abschluss markiert das Werk „Doppelform“ aus dem Jahr 1950 von Karl Hartung, der Bossards Schüler war. Es ist die einzige nichtgegenständliche Plastik der Ausstellung, die in ihrer organischen Körperlichkeit noch auf Hartungs frühere figürliche Arbeiten verweist.

Den Leihgaben werden ausgewählte Kleinplastiken von Johann Michael Bossard gegenübergestellt. Um und nach 1900 reüssierte er mit Kleinbronzen im Geiste des ausgehenden Historismus und des Jugendstils. 1907 wurde er, auch aufgrund der Ausstellungserfolge seiner Kleinplastiken, an die Staatliche Kunstgewerbeschule in Hamburg berufen. Seit den 20er Jahren schuf der Künstler auch Keramiken im kleinen Format, in denen er mit Formvereinfachung und biomorpher Stilisierung experimentierte. Begleitend zu diesem Projekt wird eine Veröffentlichung erscheinen, die sich den Kleinplastiken Bossards widmet, auch im Vergleich mit ausgewählten Leihgaben aus Berlin.

Abbildungen:
Johann Michael Bossard, Huckepack, um 1900–1906; © Kunststätte Bossard, Foto: Christoph Irrgang, Hamburg;
Renée Sintenis, Galoppierendes Fohlen, 1929; © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders;
Ernst Barlach, Der Buchleser, 1926; © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders;
Auguste Renoir, Die kleine Wäscherin, 1916; © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Andres Kilger;
Alexander Archipenko, Flacher Torso, 1914; © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders;

Henry Moore, Familiengruppe, 1944; © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie;
Johann Michael Bossard, Harlekin, 1920er Jahre; © Kunststätte Bossard, Foto: Christoph Irrgang, Hamburg

 

Für die Förderung der Ausstellung danken wir:

              

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